Fragen ...

1. Wie muss man sich solch ein Mediationsverfahren vorstellen?

Wir erfahren in der Regel von einem Konfliktfall, wenn sich eine Seite an uns wendet. Nehmen wir einmal an, Sie streiten sich mit Ihrem Nach-barn, weil Ihnen das Gegacker seiner Hühner auf den Senkel geht. Ihn wiederum stört fürchterlich, dass Sie Ihr Auto immer quer auf dem Parkplatz abstellen. Inzwischen sprechen Sie nicht mehr mitein-ander und gehen sich aus dem Weg.

Sie hätten gerne wieder ein gutes Verhältnis zu ihrem Nachbarn, so wie früher und sind mit einer Media-tion einverstanden.

Nun muß der Nachbar zustimmen. Jede Partei muss freiwillig entscheiden und zustimmen. Entweder fra-gen Sie ihn direkt oder wir übernehmen das. Ein Telefonat kann Vorbehalte klären. Wenn der Nachbar ebenfalls zugestimmt hat, verein-baren wir einen Termin und Sie treffen sich beide mit uns, also mit Mediator oder Mediatorin.

Wenn es sich bei den Konfliktparteien um größere Gruppen handelt kommen wir i.d.R. zu zweit.

Wenn sich zum Beispiel in einem Verein zwei konkurierende Gruppen gebildet haben, die durch perma-nente Diskussionen die Vereinsarbeit lahmgelegt haben. Oder zwei Abteilungen in einem Betrieb, die miteinander konkurieren, statt produktiv zusammen zu arbeiten.

2. Wie geht es dann weiter?

Zuerst einmal müssen wir als Mediator und Mediatorin eine grundlegende Frage klären: Können wir allparteilich und neutral sein? Oder besteht die Gefahr, dass wir unbeab-sichtigt eine Partei bevorzugen und die andere benachteiligen, weil wir vielleicht eine Konfliktpartei persönlich kennen?

Als Mediator bzw. Mediatorin führen wir durch das Verfahren und mischen uns inhaltlich nicht ein. Aber auch das geht ohne Neutralität und Allparteilichkeit nicht. Zu Beginn erarbeiten wir mit Ihnen nämlich die Regeln, nach denen das Gespräch, das mehrere Stunden dauert, statt-finden wird. Wir achten darauf, dass von beiden Seiten die Regeln eingehalten werden.

3. Wie ist das aber mit der Freiwilligkeit, wenn mein Chef sagt, ich muss an einer Mediation teil-nehmen?

Das ist eine ganz wichtige Frage. Mediation ist ein absolut freiwilliges und vertrauliches Verfahren, in dem die Parteien eigenverantwortlich faire Lösungen finden.

Niemand kann also zu einer Media-tion gezwungen werden. Ihr Chef kann Sie auf die Möglichkeit einer Mediation hinweisen. Aber er kann Sie dazu nicht verpflichten. Am An-fang einer Mediation steht also die freiwillige Entscheidung aller Beteiligten. Da eine Mediation meist die letzte Möglichkeit einer Konflikt-lösung ist, überlegt man sich natür-lich zweimal, ob man diese Chance ausschlägt.

4. Wenn es dann losgeht schreit man sich doch sicherlich gegenseitig nur an, weil man ja zerstritten ist, oder?

Wir bringen einige Ideen mit, die Ihnen dabei helfen, mit Ihrem Konfliktpartner bzw. Ihrer Konfliktpart-nerin vernünftig zu sprechen. Wir achten darauf, dass alle gleichermaßen zu Wort kommen und alles auf den Tisch kommt, was wichtig ist, dass die Regeln eingehalten wer-den und strukturieren das, was Sie beide in das Gespräch einbringen.

Wir fragen nach, geben Hilfestellungen und erläutern zum Beispiel auch, wie eigentlich Konflikte unter Menschen entstehen.

5. Ok, das sind also Ihre Aufgaben als Mediator und Mediatorin. Und was müssen wir tun?

Ihre Aufgabe als Medianden, so nennt man die Konfliktparteien, ist es, mit unserer Unterstützung Lösungen für Ihren Konflikt zu entwickeln.

Nur das, was Sie während der Mediation selbst erarbeitet haben, führt zu nachhaltigen Lösungen. Das ist das große Erfolgsgeheimnis der Me-diation. Wir geben Ihnen dabei Hil-festellungen.

6. Vielleicht traue ich mich aber nicht während der Mediation über-haupt etwas zu sagen?

Dann sind wir als Mediatorin oder Mediator zur Stelle und werden helfend dazu beitragen, dass beide Kon-fliktparteien es schaffen, alles auf den Tisch legen, was für die Lösung der Streitigkeiten nötig ist. Auch wenn mal Tränen fließen.

Dabei geht es natürlich zuerst ein-mal um das Vergangene, um erlit-tene Demütigungen, um Unverstandenes und um Missverständnisse.

Entscheidend ist jedoch der Blick in die Zukunft auf die gemeinsamen Interessen.

7. Wenn niemanden meine Bedürfnisse und Interessen interessieren, was dann?

Die Bedürfnisse und Interessen aller Beteiligten stehen im Mittelpunkt einer Mediation und sind von ganz besonderem Interesse. Für alle.

Wenn Sie mit unserer Unterstützung die Vergangenheit hinter sich gelassen haben, können Sie sich mit Ihrem Streitpartner auf Ihre gemein-samen Interessen konzentrieren und nach vorne schauen.

8. Und wenn da dann nur faule Kompromisse herauskommen? Oder eine Konfliktpartei schnell mal allem zustimmt, es aber garnicht ernst meint.

Faule Kompromisse bringen natür-lich gar nichts. Alle Beteiligten müs-sen von den Lösungen, die sie ge-meinsam erarbeitet haben, absolut überzeugt sein. Darauf zu achten und das abzuklären, ist eine unser-er Aufgaben als MediatorInnen.

9. Na ja, vielleicht klappt das dann eine zeitlang und dann beginnen die Streitigkeiten wieder.

Die vielen positiven Erlebnisse, über die Mediatorinnen und Mediatoren berichten können, zeigen, dass sich mit einer Mediation Konflikte, die aussichtslos galten, tatsächlich dau-erhaft lösen lassen. Manchmal muss aber auch nachgearbeitet werden.

Deshalb machen wir am Ende einer Mediation mit den Konfliktparteien nicht nur eine Vereinbarung über die Lösungen, sondern auch über die Nachhaltigkeit und wie das Ver-einbarte kontrolliert werden kann.